Mittwoch, 1. Januar 2014

Kinderarbeit

Der Rückgang der Kinderarbeit in den Jahren 2004 bis 2008 ist ausschließlich darauf zurückzuführen, dass die Zahl der Mädchen unter den 5- bis 17-jährigen Kinderarbeitern von 102,7 auf 87,5 Mio. sank.

Fakten

Anfang der 1980er-Jahre stellten breit angelegte Verbraucherkampagnen eine Verbindung zwischen Kinderarbeit und der Globalisierung her. Die Aufmerksamkeit der – vor allem von Gewerkschaften und NGOs – organisierten Kampagnen gegen Kinderarbeit galt zunächst der indischen Teppichindustrie. Anfang der neunziger Jahre stand die Textilindustrie in Bangladesch im Vordergrund. Danach verlagerte sich die Aufmerksamkeit auf andere Exportsektoren, insbesondere auf den Sportwaren-, Tabak- und Kakaosektor. 

Auch wenn die Internationale Arbeitsorganisation (ILO – International Labour Organization) davon ausgeht, dass der Großteil der Kinderarbeit nicht auf den Exportsektor entfällt, so war der internationale Druck auf einzelne Exportindustrien eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Initiativen zur Überwindung der Kinderarbeit entwickelt wurden. Die erste sektorspezifische Initiative wurde mit der Unterzeichnung einer gemeinsamen Vereinbarung zwischen der ILO, UNICEF und dem Verband der Bekleidungsexporteure und -hersteller von Bangladesch im Juli 1995 in die Wege geleitet. Ein weiteres bekanntes Beispiel ist das Projekt für die Fußballindustrie in Sialkot (Pakistan), das 1997 anlief und bei dem die ILO unter anderem mit der Regierung Pakistans, der FIFA und dem Weltverband der Sportartikelindustrie (WFSGI) zusammengearbeitet hat.

Allerdings sind die Initiativen zur Überwindung der Kinderarbeit nicht unumstritten. Da Armut der häufigste Grund für Kinderarbeit ist, müssen soziale Sicherheitsnetze und alternative Betätigungsfelder aufgebaut werden, bevor gegen die Kinderarbeit vorgegangen wird. Bei früheren Initiativen wurde dieser Zusammenhang häufig nicht ausreichend berücksichtigt, sodass sich insbesondere in der Übergangsphase die Lage der Kinderarbeiter und ihrer Familien verschlechterte. Bei den Nachfolgeprojekten – zum Beispiel in der Tabakindustrie (1999), der Kakaoindustrie (2001) und im Kleinbergbau (2005) – wurde versucht, diese Fehlentwicklungen zu vermeiden.

Nach Angaben der ILO waren im Jahr 2008 weltweit 305,7 Millionen Kinder erwerbstätig. Bezogen auf alle 5- bis 17-Jährigen entspricht das einem Anteil von 19,3 Prozent. Da 'Kinderarbeit' enger definiert ist als der Begriff 'erwerbstätige Kinder' wird nicht bei allen erwerbstätigen Kindern von Kinderarbeit gesprochen. Von den 305,7 Millionen erwerbstätigen Kindern waren 215,3 Millionen von Kinderarbeit betroffen – 13,6 Prozent aller 5- bis 17-Jährigen. 2004 lag die Zahl noch bei 222,3 Millionen (14,2 Prozent), im Jahr 2000 sogar bei 245,5 Millionen (16,0 Prozent). Bezogen auf alle 5- bis 14-Jährigen verringerte sich der Anteil der arbeitenden Kinder zwischen 2000 und 2008 von 15,5 auf 12,6 Prozent.

Von den 215,3 Millionen Kinderarbeitern des Jahres 2008 waren 91 Millionen Kinder 5 bis 11 Jahre alt (42,3 Prozent). 28,7 bzw. 29,0 Prozent waren 12 bis 14 bzw. 15 bis 17 Jahre alt. Weiter gingen von den 215,3 Millionen arbeitenden Kindern 115,3 Millionen einer gefährlichen Arbeit nach (53,6 Prozent), darunter 52,9 Millionen 5- bis 14-Jährige und 62,4 Millionen 15- bis 17-Jährige. Im Jahr 2000 lag die Zahl der Kinderarbeiter, die einer gefährlichen Arbeit ausgesetzt waren, noch bei 170,5 Millionen (69,5 Prozent), darunter 111,3 Millionen 5- bis 14-Jährige und 59,2 Millionen 15- bis 17-Jährige.

Der Rückgang der Kinderarbeit in den Jahren 2004 bis 2008 ist ausschließlich darauf zurückzuführen, dass die Zahl der Mädchen unter den 5- bis 17-jährigen Kinderarbeitern von 102,7 auf 87,5 Millionen sank (minus 14,8 Prozent). Bei den Jungen fand hingegen eine Steigerung von 119,6 auf 127,8 Millionen Kinderarbeiter statt (plus 6,8 Prozent). Im Bereich der gefährlichen Arbeit ging die Zahl der Mädchen im selben Zeitraum von 54,0 auf 41,3 Millionen zurück (minus 23,5 Prozent), die der Jungen blieb stabil bei rund 74 Millionen.

Bezogen auf die einzelnen Regionen war im Jahr 2008 die absolute Zahl der arbeitenden 5- bis 17-Jährigen in der Region Asien-Pazifik mit 113,6 Millionen am höchsten (52,8 Prozent). Es folgten das subsaharische Afrika (65,1 Mio. / 30,2 Prozent) sowie die Region Lateinamerika und Karibik (14,1 Mio. / 6,6 Prozent). Während in den Regionen Asien-Pazifik sowie Lateinamerika und Karibik die Zahl der erwerbstätigen 5- bis 14-Jährigen zwischen 2004 und 2008 rückläufig war, stieg sie im subsaharischen Afrika im gleichen Zeitraum um 18,1 Prozent. Zudem war im subsaharischen Afrika der relative Anteil der von Kinderarbeit Betroffenen am größten: Gut ein Viertel der 5- bis 17-Jährigen gehörte dort 2008 zur Gruppe der Kinderarbeiter (65,1 Millionen Menschen). 15,1 Prozent dieser Altersgruppe gingen dabei sogar einer gefährlichen Arbeit nach.

Mit einem Anteil von 60,0 Prozent arbeiteten auch 2008 die meisten 5- bis 17-jährigen Kinderarbeiter im Agrarsektor. Auf den Dienstleistungssektor bzw. die Industrie entfielen 25,6 bzw. 7,0 Prozent der Kinderarbeiter. 7,5 Prozent der arbeitenden Kinder konnten keinem Sektor zugeordnet werden. Von den 215,3 Millionen Kinderarbeitern im Jahr 2008 waren 59,3 Prozent männlich und 40,7 Prozent weiblich. Bezogen auf die Beschäftigungsbereiche waren die Jungen überproportional im Agrarsektor (62,8 Prozent) und in der Industrie (68,5 Prozent) vertreten. Auf der anderen Seite hatten die Mädchen mit 52,6 Prozent einen deutlich überproportionalen Anteil an den Kinderarbeitern im Dienstleistungssektor.

Datenquelle

Copyright © International Labour Organization (ILO): Accelerating action against child labour

Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen

'Kinderarbeit' ist enger definiert als der Begriff 'erwerbstätige Kinder'. 'Kinderarbeit' schließt erstens alle Kinder aus, die älter als 12 Jahre sind und nur einige Stunden pro Woche eine erlaubte leichte Arbeit verrichten. Zweitens sind Kinder ausgeschlossen, die älter als 15 Jahre sind und deren Arbeit nicht als 'gefährlich' eingestuft wird. Grundlage für den Begriff der Kinderarbeit ist das »ILO-Übereinkommen 138«.

Von Kindern verrichtete 'gefährliche Arbeit' ist jede Tätigkeit oder Beschäftigung, die sich ihrer Natur nach schädlich auf die Sicherheit, die körperliche oder seelische Gesundheit und die sittliche Entwicklung des Kindes auswirkt oder auswirken kann. Gefahren können auch von einer übermäßigen Arbeitsbelastung ausgehen – selbst dann, wenn eine Tätigkeit oder Beschäftigung als nicht gefährlich gilt.

Zu den schlimmsten Formen der Kinderarbeit gehören nach dem »ILO-Übereinkommen 182« zudem:
alle Formen der Sklaverei oder alle sklavereiähnlichen Praktiken (Kinderhandel, Schuldknechtschaft, Leibeigenschaft, Zwangs- oder Pflichtarbeit, Zwangs- oder Pflichtrekrutierung für den Einsatz in bewaffneten Konflikten),
das Heranziehen, Vermitteln oder Anbieten eines Kindes zur Prostitution, zur Herstellung von Pornografie oder zu pornografischen Darbietungen,
das Heranziehen, Vermitteln oder Anbieten eines Kindes zu unerlaubten Tätigkeiten, insbesondere zur Gewinnung von und zum Handel mit Drogen.
 Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO – International Labour Organization) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UN – United Nations). Sie wurde im Jahr 1919 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Genf. Die ILO verfügt über eine dreigliedrige Struktur: Die 183 Mitgliedstaaten sind durch Repräsentanten sowohl von Regierungen, als auch von Arbeitnehmern und Arbeitgebern in den Organen der ILO vertreten.

NGOs – Non-Governmental Organizations
 (Nicht-Regierungsorganisationen)

UNICEF – The United Nations Children's Fund
 (Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen)

FIFA – Fédération Internationale de Football Association

Tabelle: Kinderarbeit

 Nach Alter, Geschlecht, Arbeitsrisiko und Region, 2008


Quelle:
http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52687/kinderarbeit

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...