Der Rückgang der
Kinderarbeit in den Jahren 2004 bis 2008 ist ausschließlich darauf
zurückzuführen, dass die Zahl der Mädchen unter den 5- bis 17-jährigen
Kinderarbeitern von 102,7 auf 87,5 Mio. sank.
Fakten
Anfang der
1980er-Jahre stellten breit angelegte Verbraucherkampagnen eine Verbindung
zwischen Kinderarbeit und der Globalisierung her. Die Aufmerksamkeit der – vor
allem von Gewerkschaften und NGOs – organisierten Kampagnen gegen Kinderarbeit
galt zunächst der indischen Teppichindustrie. Anfang der neunziger Jahre stand
die Textilindustrie in Bangladesch im Vordergrund. Danach verlagerte sich die
Aufmerksamkeit auf andere Exportsektoren, insbesondere auf den Sportwaren-,
Tabak- und Kakaosektor.
Auch wenn die
Internationale Arbeitsorganisation (ILO – International Labour Organization)
davon ausgeht, dass der Großteil der Kinderarbeit nicht auf den Exportsektor
entfällt, so war der internationale Druck auf einzelne Exportindustrien eine
wichtige Voraussetzung dafür, dass Initiativen zur Überwindung der Kinderarbeit
entwickelt wurden. Die erste sektorspezifische Initiative wurde mit der
Unterzeichnung einer gemeinsamen Vereinbarung zwischen der ILO, UNICEF und dem
Verband der Bekleidungsexporteure und -hersteller von Bangladesch im Juli 1995
in die Wege geleitet. Ein weiteres bekanntes Beispiel ist das Projekt für die
Fußballindustrie in Sialkot (Pakistan), das 1997 anlief und bei dem die ILO
unter anderem mit der Regierung Pakistans, der FIFA und dem Weltverband der
Sportartikelindustrie (WFSGI) zusammengearbeitet hat.
Allerdings sind die
Initiativen zur Überwindung der Kinderarbeit nicht unumstritten. Da Armut der
häufigste Grund für Kinderarbeit ist, müssen soziale Sicherheitsnetze und
alternative Betätigungsfelder aufgebaut werden, bevor gegen die Kinderarbeit
vorgegangen wird. Bei früheren Initiativen wurde dieser Zusammenhang häufig
nicht ausreichend berücksichtigt, sodass sich insbesondere in der
Übergangsphase die Lage der Kinderarbeiter und ihrer Familien verschlechterte.
Bei den Nachfolgeprojekten – zum Beispiel in der Tabakindustrie (1999), der
Kakaoindustrie (2001) und im Kleinbergbau (2005) – wurde versucht, diese
Fehlentwicklungen zu vermeiden.
Nach Angaben der ILO
waren im Jahr 2008 weltweit 305,7 Millionen Kinder erwerbstätig. Bezogen auf alle
5- bis 17-Jährigen entspricht das einem Anteil von 19,3 Prozent. Da
'Kinderarbeit' enger definiert ist als der Begriff 'erwerbstätige Kinder' wird
nicht bei allen erwerbstätigen Kindern von Kinderarbeit gesprochen. Von den
305,7 Millionen erwerbstätigen Kindern waren 215,3 Millionen von Kinderarbeit
betroffen – 13,6 Prozent aller 5- bis 17-Jährigen. 2004 lag die Zahl noch bei
222,3 Millionen (14,2 Prozent), im Jahr 2000 sogar bei 245,5 Millionen (16,0
Prozent). Bezogen auf alle 5- bis 14-Jährigen verringerte sich der Anteil der
arbeitenden Kinder zwischen 2000 und 2008 von 15,5 auf 12,6 Prozent.
Von den 215,3
Millionen Kinderarbeitern des Jahres 2008 waren 91 Millionen Kinder 5 bis 11
Jahre alt (42,3 Prozent). 28,7 bzw. 29,0 Prozent waren 12 bis 14 bzw. 15 bis 17
Jahre alt. Weiter gingen von den 215,3 Millionen arbeitenden Kindern 115,3
Millionen einer gefährlichen Arbeit nach (53,6 Prozent), darunter 52,9
Millionen 5- bis 14-Jährige und 62,4 Millionen 15- bis 17-Jährige. Im Jahr 2000
lag die Zahl der Kinderarbeiter, die einer gefährlichen Arbeit ausgesetzt
waren, noch bei 170,5 Millionen (69,5 Prozent), darunter 111,3 Millionen 5- bis
14-Jährige und 59,2 Millionen 15- bis 17-Jährige.
Der Rückgang der
Kinderarbeit in den Jahren 2004 bis 2008 ist ausschließlich darauf
zurückzuführen, dass die Zahl der Mädchen unter den 5- bis 17-jährigen
Kinderarbeitern von 102,7 auf 87,5 Millionen sank (minus 14,8 Prozent). Bei den
Jungen fand hingegen eine Steigerung von 119,6 auf 127,8 Millionen
Kinderarbeiter statt (plus 6,8 Prozent). Im Bereich der gefährlichen Arbeit
ging die Zahl der Mädchen im selben Zeitraum von 54,0 auf 41,3 Millionen zurück
(minus 23,5 Prozent), die der Jungen blieb stabil bei rund 74 Millionen.
Bezogen auf die
einzelnen Regionen war im Jahr 2008 die absolute Zahl der arbeitenden 5- bis
17-Jährigen in der Region Asien-Pazifik mit 113,6 Millionen am höchsten (52,8
Prozent). Es folgten das subsaharische Afrika (65,1 Mio. / 30,2 Prozent) sowie
die Region Lateinamerika und Karibik (14,1 Mio. / 6,6 Prozent). Während in den
Regionen Asien-Pazifik sowie Lateinamerika und Karibik die Zahl der
erwerbstätigen 5- bis 14-Jährigen zwischen 2004 und 2008 rückläufig war, stieg
sie im subsaharischen Afrika im gleichen Zeitraum um 18,1 Prozent. Zudem war im
subsaharischen Afrika der relative Anteil der von Kinderarbeit Betroffenen am
größten: Gut ein Viertel der 5- bis 17-Jährigen gehörte dort 2008 zur Gruppe
der Kinderarbeiter (65,1 Millionen Menschen). 15,1 Prozent dieser Altersgruppe
gingen dabei sogar einer gefährlichen Arbeit nach.
Mit einem Anteil von
60,0 Prozent arbeiteten auch 2008 die meisten 5- bis 17-jährigen Kinderarbeiter
im Agrarsektor. Auf den Dienstleistungssektor bzw. die Industrie entfielen 25,6
bzw. 7,0 Prozent der Kinderarbeiter. 7,5 Prozent der arbeitenden Kinder konnten
keinem Sektor zugeordnet werden. Von den 215,3 Millionen Kinderarbeitern im
Jahr 2008 waren 59,3 Prozent männlich und 40,7 Prozent weiblich. Bezogen auf
die Beschäftigungsbereiche waren die Jungen überproportional im Agrarsektor
(62,8 Prozent) und in der Industrie (68,5 Prozent) vertreten. Auf der anderen
Seite hatten die Mädchen mit 52,6 Prozent einen deutlich überproportionalen
Anteil an den Kinderarbeitern im Dienstleistungssektor.
Datenquelle
Copyright ©
International Labour Organization (ILO): Accelerating action against child
labour
Begriffe, methodische
Anmerkungen oder Lesehilfen
'Kinderarbeit' ist
enger definiert als der Begriff 'erwerbstätige Kinder'. 'Kinderarbeit' schließt
erstens alle Kinder aus, die älter als 12 Jahre sind und nur einige Stunden pro
Woche eine erlaubte leichte Arbeit verrichten. Zweitens sind Kinder
ausgeschlossen, die älter als 15 Jahre sind und deren Arbeit nicht als
'gefährlich' eingestuft wird. Grundlage für den Begriff der Kinderarbeit ist
das »ILO-Übereinkommen 138«.
Von Kindern
verrichtete 'gefährliche Arbeit' ist jede Tätigkeit oder Beschäftigung, die
sich ihrer Natur nach schädlich auf die Sicherheit, die körperliche oder
seelische Gesundheit und die sittliche Entwicklung des Kindes auswirkt oder
auswirken kann. Gefahren können auch von einer übermäßigen Arbeitsbelastung
ausgehen – selbst dann, wenn eine Tätigkeit oder Beschäftigung als nicht
gefährlich gilt.
Zu den schlimmsten
Formen der Kinderarbeit gehören nach dem »ILO-Übereinkommen 182« zudem:
alle Formen der
Sklaverei oder alle sklavereiähnlichen Praktiken (Kinderhandel,
Schuldknechtschaft, Leibeigenschaft, Zwangs- oder Pflichtarbeit, Zwangs- oder
Pflichtrekrutierung für den Einsatz in bewaffneten Konflikten),
das Heranziehen,
Vermitteln oder Anbieten eines Kindes zur Prostitution, zur Herstellung von
Pornografie oder zu pornografischen Darbietungen,
das Heranziehen,
Vermitteln oder Anbieten eines Kindes zu unerlaubten Tätigkeiten, insbesondere
zur Gewinnung von und zum Handel mit Drogen.
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO –
International Labour Organization) ist eine Sonderorganisation der Vereinten
Nationen (UN – United Nations). Sie wurde im Jahr 1919 gegründet und hat ihren
Hauptsitz in Genf. Die ILO verfügt über eine dreigliedrige Struktur: Die 183
Mitgliedstaaten sind durch Repräsentanten sowohl von Regierungen, als auch von
Arbeitnehmern und Arbeitgebern in den Organen der ILO vertreten.
NGOs –
Non-Governmental Organizations
(Nicht-Regierungsorganisationen)
UNICEF – The United
Nations Children's Fund
(Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen)
FIFA – Fédération
Internationale de Football Association
Tabelle: Kinderarbeit
Nach Alter, Geschlecht, Arbeitsrisiko und
Region, 2008
Quelle:
http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52687/kinderarbeit
http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52687/kinderarbeit
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